+++ Cuxhaven - Helgoland +++

+++ Cuxhaven - Helgoland +++

Von Brunsbüttel über Cuxhaven nach Helgoland

26. Juli, Marina Brunsbüttel

Vormittags laufen wir aus. Es sind nur wenige Meter bis zur NOK-Schleuse nebenan, die uns in Elbe und Nordsee führt. Dort warten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis die Signal-Lichter endlich “Frei für Sportboote” zeigen und wir das Schleusentor passieren dürfen. Nach einem etwas hektischen Anlegemanöver am Schwimmsteg in der Schleuse fragen wir uns, was das denn jetzt wohl war?! Haben wir alles verlernt? Nein, in der Schleuse gibt es nur sehr starke und schlecht vorhersehbare Strömungen, wenn der “große Dampfer”, der mit uns in der Schleusenkammer ist, wohl noch seinen Propeller laufen hat. Das erzeugt dann Strudel und Querströme bei denen die Gentoo plötzlich anfängt, sich zu drehen und im Nu stehen wir quer zur Schleusenkammer. Unschön.
Irgendwie bekommen wir das aber noch hingebogen und kurz drauf geht eine andere Crew, die ähnliche Schwierigkeiten hat, mit ihrer Yacht zu deren Erleichterung bei uns längsseits.
Aber raus in die Freiheit geht dann mal ohne Probleme. Ganz schön viel Verkehr hier auf der Elbe! Nach einer schönen Fahrt Fluss abwärts gibt es ein tolles Ankommen in Cuxhaven mit Sonne und dem ersten Schwimmen unserer Reise im dortigen Hafenbecken. Noch nicht sehr weit gekommen, macht sich das erste Gefühl von “Loskommen” breit. Dazu Entspannungsmomente im Restaurant und bei Besuchen auf dem Kinderspielplatz in der Marina.
Ansonsten stehen wieder umstauen und werkeln auf der Tagesordnung, das wird noch länger so weiter gehen.

Es herrscht seit Tagen Ostwind. Das kommt hier nicht so häufig vor, ist aber optimal für unser Vorhaben, ab Helgoland als nächstes nach Ramsgate zu kommen. Nur wissen wir nicht, ob wir es noch vor einem Wetterumschwung schaffen werden, diesen Wind auch wirklich nutzen zu können.

Hallo Cuxhaven

31. Juli, Marina Cuxhaven (SVC)

Mittags legen wir ab und Kurs Helgoland an. Das Wetter ist ein Traum und so verspricht es ein schöner Törn zu unserer alten Bekannten, Nathurn Stak, zu werden.

Kurz vor der Ankunft auf der einzigen deutschen Hochseeinsel erwischt uns allerdings noch eine fiese Front mit orkanartigen Schaueböen, die uns zudem Wellen und dem Kind auch etwas Seekrankheit beschert und bei unserem Captain die Rettungsweste aufploppen lässt. Und natürlich müssen wir dann auch die letzten Meilen fast genau gegenan bolzen, um zu unserem Ziel zu gelangen. Es dauert gefühlt ewig, bis wir endlich im südlichen Vorhafen ankommen.

Schauerböen auf dem Weg nach Helgoland

Der Südhafen auf Helgoland ist keine Marina für Sportboote im eigentlichen Sinne. Vielmehr handelt es sich um Schutz- und Sicherheitshafen des Bundes, in dem normalerweise keine Sportboote erlaubt wären. Da es auf Helgoland aber keine andere Möglichkeit für Gastlieger gibt, wurde dort eine Sonderregelung geschaffen, die es Sportbooten erlaubt, hier nicht nur in Notfällen Unterschlupf zu finden. Dazu betreibt der Bund Steg-, aber leider keine Sanitäranlagen. Letztere gibt es auf privatwirtschaftlicher Ebene, wo dann jeder Toilettengang bezahlt werden muss. Alternativ geht man einfach zum neuen Fährterminal ganz in der Nähe. Das ist besser und kostet nichts.

Jedenfalls ist diese Sonderregelung dann wohl auch der Grund, warum das Hafenbild etwas seltsam anmutet: Im Prinzip gibt es nur an ein paar Stellen Schwimmstege entlang der Hafenmauer, an denen vielleicht 10-15 Yachten Platz finden. Und es ist üblich und gewollt, dass dort große Päckchen von Yachten gebildet werden, die jeweils weit in das Hafenbecken ragen. Ein Dutzend aneinandergebundene Schiffe sind nicht ungewöhnlich und so gibt es immer ein munteres Über-andere-Schiffe-steigen unter den ganzen Crews. Auch das ist Helgoland.

Uns war das vorher so nicht bewusst und so sind wir dann auch erstmal etwas ratlos im Hafen auf und ab gecruised, bis wir schlussendlich als fünftes Schiff in ein Päckchen gegangen sind.
Ein Landgang bedeutet dann eben auch, das wir über vier andere Schiffe stiefeln müssen. Das macht man höflicherweise immer über das Vordeck und mit sauberen oder - noch besser - ohne Schuhe.
Und Landstrom ist dann eben auch nicht. Uns ist aber so kalt, dass wir für das letzte Stück Motoren erstmalig dankbar sind. Denn der noch warme Diesel kann so unseren Salon schön aufwärmen und deutlich gemütlicher werden lassen. Die schnell gemachte Suppe wärmt uns zusätzlich von innen.

Dann erste Information vom Eigner der Yacht, die in unserem Päckchen direkt am Steg liegt:

Wir wollen morgen früh um sechs los!

*seufz*
Übersetzt heisst das: Alle müssen dann aufstehen, um im Morgengrauen völlig verschlafen ihre Boote umzupuzzlen. Von wegen erstmal auspennen.
Aber irgendwann liegen wir dann ganz innen, und dann…

Und auch auf Helgoland versuchen wir, die noch lange TODO-Liste etwas zu verkürzen. Aber die Insel dient auch der Erholung und so funktioniert das nur bedingt ;-)

Ach ja, und dann begrüssen wir auch noch ein neues Crew-Mitglied: “Gintoo” ist eine Flasche GIN SUL aus Hamburg, welche uns fortan mit eigenem Logbuch auf unserer Reise um die Welt begleiten wird. Herzlich Willkommen! Schauen wir mal, wer und was die kleine Flasche so alles zu sehen bekommen wird!

Unser neues Crew-Mitglied ;-)

Der erste Eintrag in Gintoo’s Logbuch stammt von dem sehr netten Hafenmeister des Südhafens, einem ehemaligen U-Boot-Fahrer der Marine.

Ein Anfang!

Was ist denn mit unserem Motor-Problem? Bis hierhin gab es keine weiteren Probleme! Warten wir es mal noch ab…

Am zweiten August fahren wir aus dem Südhafen hinaus, einmal halb um die Insel in den Nordosthafen, welcher eigentlich nur Dauerliegern vorbehalten ist, um dort Diesel zu bunkern. Der nette Tankwart der Insel kommt mit seinem Tank-LKW nach Terminabsprache dort hingefahren und reicht uns den Tankschlauch von oben an.

Nebenbei scheint er ein Kenner von Perkins-Motoren zu sein, wie wir auch einen haben. Er gibt uns allerhand wertvolle Tipps, aber macht uns ehrlich gesagt auch ein wenig Angst, was denn mit unserem Diesel alles so passieren kann, wenn wir gewisse Dinge nicht mal schleunigst kontrollieren oder warten würden. Am Ende waren die Infos sicher hilfreich, auch wenn er dadurch unsere TODO-Liste wieder ein Stück verlängert hat.

Und auch er hat eine Theorie oder gleich mehrere zu unserem Motorproblem, welche wir aber im Prinzip alle ausschliessen können. Das reichte von “Diesel läuft ins Motoröl”, über “Er spuckt den Diesel unverbrannt mit aus” bis “Mindestens eine Einspritzdüse hängt möglicherweise und pfeift den Diesel einfach nur durch”. Dafür läuft er aber einfach zu ruhig und gleichmäßig. Und auch das, was am Auspuff raus kommt, sieht in Konsistenz, Menge und Farbe einfach zu normal aus.

Helgoland

Im nächsten Artikel geht es dann auf nach Ramsgate!

Bis bald!