Der Angstgegner… Die Biskaya ist nicht ohne. Dadurch dass hier mehr oder weniger mitten in dieser großen Bucht die Wassertiefe von 3-4 Tausend Metern auf nur 1-2 Hundert Meter rapide abnimmt, können sich hier mörderische Wellen aufbauen, wenn man Pech mit dem Wetter hat oder nicht gut geplant hat. Das wurde schon so mancher Yacht zum Verhängnis. Geht bei uns alles Gut?
Sonntag, 01. September, Camaret-Sur-Mer
Um 11:00 Uhr machen wir los über die berüchtigte Biskaya. Wir sind etwas spät dran, denn man sollte das Biest eigentlich vor den Herbststürmen bezwingen, die zu dieser Zeit schon auftreten können.
Wir haben Glück. Es ist zwar kalt, aber wir haben Bestes Wetter und Sonnenschein. Na dann los!
Der Wind ist gut und die Nachtwachen sehr entspannt, denn es ist wenig los hier. Unsere ersten Delphine zeigen sich gleich am Montag und dann stören wir am Abend wohl eine Walfamilie beim schlafen - es ist plötzlich viel Blas zu sehen, zuviel für Delphine. Die Kollegen haben doch sehr feucht ausgeatmet. Leider gibt es davon kein Foto. Tag wie Nacht können wir wirklich gut mit unserem tollen Gennaker segeln (Ein Leichtwindsegel, dass bei achterlichen Winden gut zieht). Allerdings fällt es zwischenzeitlich aufgrund der recht hohen Wellen auch immer wieder mal etwas ein und zieht dann wieder an. Das hat im Masttop am Fall zuviel Reibung zur Folge.
Es ist mitten in der Nacht, Danny und Mathilda schlafen, Marc hat Nachtwache und ist gerade mal kurz unter Deck als es draußen plötzlich einen Knall gibt. Er springt schnell wieder ins Cockpit, schnappt sich die Taschenlampe und leuchtet nach vorn um zu sehen wie der Gennaker steht. Aber an Steuerbord ist er nicht mehr. Er geht auf die andere Seite des Cockpits und leuchtet an Backbord nach vorn. Auch nichts zu sehn!? Er ist weg! Wo. Ist. Der. Gennaker. Hin?
Dann ist schnell klar: Das Spifall, an dem wir das Segel nach oben gezogen haben, muss gerissen sein! Denn das ganze Segel ist samt der dazugehörigen Rollanlage von ganz oben in die See gefallen. Sowas passiert natürlich in der Nacht. War ja klar. Der ganze Apparat ist nur noch am Bugbeschlag mit dem Schiff verbunden und hat sich von dort komplett unter das Schiff gezogen, welches nun antriebslos in den Wellen der Biskaya vor sich hin dümpelt.
“Wuaaaaahhhhhh, alle an Deck!”
Wenigstens besteht noch eine Chance es zu bergen! Nach hektischem auf Deck hin- und hergelaufe und einigen Anstrengungen können wir zum Glück alles unbeschädigt bergen. Mit großem Unterhaltungswert für einige Delphine und fliegende Fische, denen wohl die Lichtkegel unserer Stirnlampen in dieser dunklen Nacht sehr gefallen, welche das im Wasser treibende Segel immer wieder schön anleuchten. Das ist eine sehr skurrile Situation.
Mit großer Freude und Erleichterung stellen wir dann fest, dass Segel und Rollanlage zwar recht nass - wer hätte das gedacht! - aber ohne Schäden geblieben sind! Nur das Fall ist im Mastinneren verschwunden und kann dort nicht mal eben wieder herausgeholt werden. Und so setzen wir das Segel mit einem Ersatzfall und können erstmal weiterfahren. Puh!
Aber auch Uta und Micha von der Daphne haben einen Zwischenfall: Als sie zwischendurch bei zu wenig Wind etwas motoren, fahren sie sich ein großes Fischernetz in den Propeller und Micha muss in die kalte See, um das Netz frei zu schneiden. Halb unterkühlt verletzt er sich dabei auch noch an der Hand! Da ist die Biskaya doch größtenteils gnädig mit uns.
Die restliche Überfahrt verläuft problemlos und es stellt sich shcon fast so etwas wie Alltag auf See ein.
Mittwoch, 04. September, A Coruña
Yippie! Geschafft! Gegen 11:00 Uhr laufen wir endlich in wohl tuendem Sonnenschein in der Marina von A Coruña ein. Die Daphne Crew wartet schon auf uns und hilft uns netterweise beim anlegen.
Wir melden uns beim Hafenmeister an, machen klarschiff und spülen die Salzkrusten von Deck.
Abends begeben wir uns mit einer Flasche Schampus auf die Daphne und stoßen mit ihnen erstmal ganz dekadent auf die erste geschaffte Feuerprobe an. Prost!
Der nächste Tag ist Danny’s Ausflugstag: Während Marc und Mathilda auf dem
Schiff bleiben, fährt Danny mit dem Bus eine schöne Route am Wasser und an der
Estrella Galicia Brauerei entlang zu einem örtlichen Einkaufszentrum. Fehlte
nur noch der Kaffee zur perfekten Stadtrundfahrt ;-).
A Coruña ist schön: Schöne alte Gebäude, viele kleine individuelle Läden,
aber leider auch einiges an Leerstand.
Freitags sehen wir und nochmal die Altstadt etwas genauer an und lassen den Tag mit einem tollen Essen mit Pulpo und Co. ausklingen.
Morgen geht es leider schon weiter.