Nun wird es ernst und die Vorbereitungen zu einem neuen Abenteuer beginnen!
Nachdem wir in der Marina angemeldet sind und uns unser Liegeplatz zugewiesen wurde, legen wir nochmal kurz ab und tuckern zu unserem Platz am Family-Steg!
Super Sache!
Der Familiensteg ist wie ein Dorf oder eine Reihenhaussiedlung. Alle Kinder
sind auf dem mit Zugangskarte gesicherten Steg unterwegs und spielen den ganzen
Tag miteinander. Die kleinsten mit Schwimmweste. Spaß ohne Ende! Irgendjemand
guckt immer ein wenig nach ihnen und so können wir auch mal effektiv am Schiff
arbeiten, ohne den Zwerg andauernd im Auge behalten zu müssen. Leider sind die
Eltern mit den bis 5 jährigen Kindern etwas mehr gebeutelt, da sie das gleiche
Pensum schaffen müssen, ihre Kinder aber leider noch zu jung für die von der ARC
organisierte Kinderbetreuung sind, wo dann die etwas älteren Kids auch öfters
mal “geparkt” werden.
Es flitzt also den ganzen Tag ein Horde von Kids den Steg auf und ab und macht
ordentlich Radau ;-) Es ist wie eine Hippiekommune, alle verstehen
sich, kümmern sich um die Kinder, machen füreinander Besorgungen, tauschen sich
aus, grillen und feiern zusammen.
Allerdings sind die meisten Boote mit kleinen Kindern bei der ARC+ angemeldet,
die eine etwas andere Route mit Zwischenstopp auf den Kapverden nimmt, anstatt -
wie wir mit der “Original”-ARC - direkt über den großen Teich zu gehen.
Und so wird es dann recht ruhig am Steg, nachdem die ARC+ etwa zwei Wochen vor der
ARC startet.
Aber in der Karibik werden wir uns alle wieder treffen, soviel steht fest!
Wir haben die Sicherheitsfunktionen am Schiff geprüft, Wartungsarbeiten durchgeführt, viel Proviant eingekauft, uns in Seminaren auf das Abenteuer vorbereitet, gefeiert, sind ausgegangen und haben viele tolle Menschen kennen gelernt, die mal zu Freuden werden sollen.
Aber damit ist nach etwa vier Wochen dieser intensiver Vorbereitungszeit auf unseren ersten großen Ozean-Törn Schluss!
Am 24. November 2019 wird es ernst. Die ARC 2019 startet in drei Divisionen (Cruising, Multihull und Racing) und alle 192 teilnehmenden Boote laufen aus, setzen die Segel und versuchen irgendwie segelnd über die Startlinie zu fahren, denn jede Minute unter Maschine gibt später Punkt-Abzüge im Ranking!
Es dauert dann nur wenige Stunden bis man nur mit Glück noch irgendwo ein
anderes Boot am Horizont entdecken kann. So schnell verteilen sich die
Teilnehmer auf den Weiten des Ozeans und sind sich doch per Funk noch recht
nahe.
Das liegt vor allem an den täglichen Funkrunden über SSB. SSB ist
Kurzwellen-Funk und hat eine sehr große Reichweite. Viele der Teilnehmer sind
damit ausgestattet und man kann damit wortwörtlich um den Planeten funken. Die
Teilnehmer der ARC treffen sich hier einmal am Tag virtuell zu einer Funkrunde
um sich über die Geschehnisse des Tages auszutauschen. Organisiert und
gesteuert wird das ganze auf See von einer Gruppe “Net-Controllern”. Das sind
ARC-Teilnehmer, die sich bereit erklärt haben, diese Aufgabe rotierend immer an
einem bestimmten Tag wahrzunehmen.
Ihre Aufgabe ist es, die Moderation in der Funkrunde zu übernehmen.
Die GENTOO ist auch ein Net-Controller und es macht Spaß, einmal am Tag all die anderen zu hören, zu erfahren wie es ihnen so ergeht, was besonderes passiert ist, welche Probleme es vielleicht gab, was gekocht wurde etc. Zusätzlich kommt noch der Brauch auf, dass sich der Net-Controller immer eine kleine Aufgabe und ein Thema für “seine” Funkrunde ausdenkt. Und so werden dann auch Dicht- und Reim-Wettbewerbe gestartet, es wird sich über Lieblingscocktails ausgetauscht etc.
Marc muss auf dem Atlantik gleich zweimal in den Mast: einmal tagsüber, nachdem sich das Takling am Ende des Vorfalls gelöst hat uns so der Kopf der Rollanlage runter kam, während das Ende des Falls noch hoch oben im Masttop hing.
Das ist ein echter Sch…akt das bei dem Wind zu fixen. Zu dritt turnen wir vorne danach auf Deck rum. Noch nebenbei ein kleines Loch im Segel gefixt, mit unserem super Segelklebeband. Zum Glück war es hell. Das kostet uns fast 2,5 Stunden. Vorschot schlug dabei immer wieder so heftig auf die Süllkante des Rumpfes dass sie dabei auch fast gebrochen wäre. Das haben wir im letzten Moment noch bemerkt.
Beim zweiten mal bricht der Drahtvorlauf der Passatsegel wohl aufgrund von Materialermüdung. Natürlich mitten in der Nacht! Details dazu findest du in den Bildern.
Aber wir machen mit unseren Twinsails mehr und mehr Plätze gut. Anfangs waren wir nicht so ehrgeizig, da wir als zweitlangsamstes Schiff im Ranking gelistet waren aber je mehr Schiffe wir überholen, desto ehrgeiziger werden wir und plötzlich ist doch der Ralleygedanke da.
Bei uns läuft es dann wirklich bis zum Schluss echt gut und so kommen wir am 14.12.2019 als Zweiter nur eine
Stunde hinter dem Gruppensieger (Gruppe G) ins Ziel! Wäre doch wenigstens nur einmal was mit dem Vorsegel gewesen, dann … ach egal ;-)
Neben unserem Preis für die Platzierung bekommt Mathilda auch eine ganz
besondere Urkunde: Sie war tatsächlich das jüngste Crew-Mitglied der ARC 2019!
Ach ja und beim Reime-Wettbewerb haben wir gewonnen. Sicherlich auch, weil
alles auf Englisch war und wir als non-natives einen kleinen Bonus erhielten
;-)
Mit an Bord war übrigens unser Freund Daniel, der auch einmal über den Atlantik segeln wollte. Das hat super funktioniert und es ist bei den Nachtwachen echt ein großer Unterschied ob man das zu Zweit oder zu Dritt macht: Bei zwei Erwachsenen bedeutet das vier Stunden Wache, dann vier Stunden Schlaf. Mit nur einer Person mehr kann man eben dann schon acht Stunden schlafen. Eine große Erleichterung!
So und nun lassen wir nur noch die Bilder sprechen: