Bald wird es spannend! Werden wir unbescholten das Mittelmeer erreichen?
Dazwischen liegt jetzt noch die ein oder andere Challenge: Bis zum nächsten Ankerplatz in Djibouti müssen wir das Horn von Afrika passieren und kommen dabei recht nahe an der somalischen Küste vorbei, wo es in der Vergangenheit häufig Angriffe von Piraten auf alle möglichen Arten von Schiffen gegeben hat. Geiselnahme, Verschleppung und schlimmeres inklusive. Da ist es völlig klar, dass man da nicht einfach so los segelt und einfach so tut als wenn nichts wäre.
Dann müssen wir auch durch das rote Meer nach Norden, obwohl es dort in den nördlichen beiden Dritteln meist Nordwind hat.
Und dann wäre da noch der Suez-Kanal, aber wird schon gehn, wir sind ja nicht die Ever Given ;-)
Dass wir die Passage durchs rote Meer doch wagen, liegt aber hauptsächlich daran, dass es in den letzten Jahren zumindest auf der gesicherten Route keine verheerenden Übergriffe mehr gegeben hat.
Aber auch daran, weil uns leider keine Zeit mehr bleibt, um die längere Route um Südafrika zu nehmen, auf der uns sicher noch viele tolle Ziele erwartet hätten.
Aber zurück zur ersten Etappe bis zum roten Meer.
In der ganzen Region um das Horn von Afrika hat es schon Überfälle gegeben und so gibt es heute ein von den United Kingdom Maritime Trade Operations der Royal Navy (UKMTO) festgelegtes Gebiet, die VRA (Voluntary Reporting Area, freiwilliges Meldegebiet).
Schiffe, die in das VRA einlaufen und dort operieren, werden aufgefordert, sich bei UKMTO zu registrieren. Durch die Registrierung wird ein direkter Kontakt zwischen dem meldenden Schiff und UKMTO hergestellt.
Außerdem gibt es seit 2008 die Initiative “Maritime Security Centre – Horn of Africa” (MSCHOA), betrieben von der “EU Naval Force Operation ATALANTA”. MSCHOA dient ebenfalls dazu, die militärischen Kräfte zur Bekämpfung der Piraterie zu koordinieren und für die sichere Durchfahrt von Handelsschiffen im Indischen Ozean und im Golf von Aden zu sorgen.
Auf den Webseiten der Organisationen findet man viele Informationen, vor allem Hilfreich ist das “BMP5”, ein Dokument, in dem alle Informationen u. a. zur Vorbereitung recht gut zusammengefasst sind.
Wichtig zu wissen ist, dass man sich als Sportschiff, bei der MSCHOA nicht über deren Portal registrieren kann und soll, sondern viel einfacher per E-Mail (Advice for Sailing Vessels).
Formulare für den “initialen Report” (aka Anmeldung) sind im Annex-D der UKTMO-Seite zu finden.
Dann gibt es noch das Hochrisikogebiet (High Risk Area, HRA), ein von der Industrie definierter Bereich innerhalb des VRA, bei dem davon ausgegangen wird, dass ein höheres Risiko eines Angriffs besteht und zusätzliche Sicherheitsanforderungen erforderlich sein können. Es ist wichtig, dass bei der Routenplanung die neuesten Informationen über Bedrohungen bei der Planung von Routen durch die HRA verwendet werden. Schiffe sollten darauf vorbereitet sein, kurzfristig von ihrer geplanten Route abzuweichen, um Bedrohungen zu vermeiden, die durch Navigationswarnungen oder durch militärische Kräfte hervorgehoben werden.
Der international empfohlene Transitkorridor (IRTC) durch die HRA ist kein Verkehrstrennungsgebiet, sondern ein etablierter Transitkorridor im Golf von Aden, auf den die Seestreitkräfte ihre Patrouillen zur Bekämpfung der Piraterie konzentrieren.
Die verschiedenen Gebiete VRA, HRA und IRTC sind in der Karte zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr Q6099 (PDF) dargestellt.
Dort sieht man, dass das VRA bis zu den Malediven und sogar darüber hinaus reicht.
Wir nehmen zu beiden Organisationen Kontakt auf und sie empfehlen uns, dass wir schon ab den Malediven mit unseren täglichen Reports beginnen. Marc automatisiert diese Reports auf der GENTOO aus den Schiffs-Daten, sodass diese jeden morgen pünktlich um 0800 UTC per E-Mail an UMTMO und MSCHOA versendet werden.
So ein Report enthält unsere aktuelle Position, sowie Kurs und Geschwindigkeit und die von uns geschätzte Ankunftszeit am östlichen Ende des IRTC.
In diesem sehr stark befahrenen Korridor werden wir quasi auf dem “Mittelstreifen” fahren. Das hat ein paar Vorteile für uns: uns kommen die dicken Pötte nicht in die Quere und wir sind in der Mitte des überwachten Gebiets wohl am sichersten aufgehoben. Am Rand patroullieren Kriegsschiffe und aus der Luft überwachen zusätzlich noch Militärflugzeuge das Gebiet auf ungewöhnliche oder nicht registrierte Schiffe.
Aber jetzt geht es erstmal von den Malediven los und uns erwartet eine der tollsten Überfahrten, was die Wetterbedingungen angeht.
Das Segeln durch den indischen Ozean ist wirklich wunderbar. Jedenfalls bis zu jenem Zeitpunkt, als plötzlich der Autopilot aussteigt und behauptet, “Antrieb gestoppt”. Was ist da denn los? So plötzlich die Lust vergangen? Depression? Vor uns liegen noch gut zwei Wochen, die wir durchsegeln müssen. Das würde die bisher wirklich schöne Tour in ein mittleres Desaster verwandeln, wenn ununterbrochen 24x7 jemand von uns konzentriert am Ruder stehen oder sitzen müsste.
Alles weitere erfahrt ihr wie gewohnt unter den Bildern.