Aus dem schönen Galicien geht es nun weiter: Portugal und der raue Atlantik warten auf uns!
Hast du mal auf das Datum dieses Artikels geschaut? Es ist jetzt schon Dezember! Wo ist die Zeit geblieben? Was unsere Weltreise angeht ist die Zeit momentan stehen geblieben. Wir sind seit Ende Mai wieder in Deutschland und machen “Corona-Pause”. Wer uns auf Twitter verfolgt hat, wird mehr von unserem Abenteuer “Rückflug” mitbekommen haben. Aktueller Status ist, dass wir arbeiten und abwarten. Ora et expectare. Oder so ähnlich. Marc arbeitet, um die Bordkasse aufzubessern und Danny, um Mathilda in Schach zu halten und uns den Tag zu versüßen. Und wir warten ab, dass wir endlich zu unserer Gentoo fliegen und unsere Reise fortsetzen können. Das wird - wenn nichts dazwischen kommt - am ersten Februar endlich wieder soweit sein! Vielleicht kommen wir bis dahin auch hier im Blog mal in der Gegenwart an ;-)
Aber machen wir erst einmal weiter mit “was bisher geschah”. Wird auch mal wieder Zeit. Es tut uns wirklich leid, dass das so lange gedauert hat. Alltagsstress und so. Wissenschon.
Sonntag, 22. September 2019, Von Galicien nach Portugal
In Baiona - unserer letzen Station in Galicien - sind wir aufgrund der Windverhältnisse schon gegen fünf in aller Früh los und kommen auch recht früh am Tag in Viana do Castelo an. Vor einigen Jahren waren wir hier schon einmal mit Rainer, einem Freund und Segler aus Hamburg. Er war Skipper und wir sind kurz zuvor als Kojencharter-Gäste für einen einwöchigen Törn bis Lissabon zugestiegen. Marc damals dann zusätzlich noch als “Co-Skipper”, um Rainer zu unterstützen und später vielleicht selber einmal solche Törns allein zu skippern. Von der eigenen Yacht haben wir damals höchstens geträumt.
Damals lagen wir am Steg vor dem Hafen. Jetzt sind wir allerdings direkt im Hafen, für den eine Fußgängerbrücke geöffnet werden muss, damit man hinein fahren kann. Ein nettes, sehr schönes Örtchen. Und es gibt einen Spielplatz ganz in der Nähe.
Am selben Tag gehen wir noch in ein nahegelegenes Einkaufszentrum. Der Skipper braucht noch Schuhe. So sehr groß ist der Skipper ja nicht. Und dennoch: Leider gibt es keine Schuhe in seiner Größe, vielleicht sind die Portugiesen einfach zu klein.
Am Montag arbeitet der Skipper am Schiff und Danny und Mathi flitzen nochmal los ins Einkaufszentrum… Es gibt Eis und Mathilda freut sich über Kletterrutsche, Bällebad und Riesenschaukeln, so dass die Zeit im Flug vergeht.
Dienstags ist dann die ganze Crew erneut dort und so kann Danny auch endlich mal in Ruhe nach Klamotten suchen. Mit Erfolg! Die Portugiesen scheinen doch größer zu sein als zunächst gedacht ;-)
Am Donnerstag wollen wir weiter und so nutzen wir den Mittwoch, um klar Schiff zu machen und das Werkelchaos zu beseitigen und alles wieder sicher zu verstauen.
Aufbruch von Viana do Castelo
Und so fahren wir nach vier Tagen gegen 11:00 Uhr ganz entspannt los, das ist eher unsere Zeit.
Eigentlich wollen wir uns nun Póvoa de Varzim ansehen und dort in den kleinen Hafen fahren. Allerdings ist das in Portugal immer so eine Sache. Bei bestimmten Wetterlagen können viele Häfen nicht angelaufen werden, weil das dann zu gefährlich ist.
Die meisten Häfen befinden sich an einer Flussmündung und sind eher nach Süden ausgerichtet oder sie befinden sich sogar ein Stück den Fluss hinauf. Je nach Wetter und Jahreszeit fliesst dort das Wasser unterschiedlich stark in den Atlantik. Dieser wiederum hat dem je nach Dünung, Wetterlage und Tide mal mehr und mal weniger Wasserkraft entgegen zu setzen. Durch die ständig gegenläufigen Strömungen gibt es im Bereich der Mündung auf dem Grund meist eine Barre, also eine Untiefe aus aufgehäuftem Sand, die den Schiffen je nach Größe und ab bestimmten Wellenhöhen sehr gefährlich werden können. Denn dort können aufgrund der relativ geringen Wassertiefe dann leicht Brecher entstehen. So ein mitunter sehr plötzlich auftretender und potentiell einige Meter hoher Brecher kann eine Yacht zum kentern bringen.
Aus diesem Grund gibt es für die portugiesischen Häfen Regeln, bei welchen Wetterverhältnissen die Einfahrt in einen bestimmten Hafen unproblematisch ist oder eine Einfahrt unbedingt vermieden werden sollte.
In einer Art Ampelsystem kann man den aktuellen Status der Häfen auch online bei der portugiesischen Marine (AUTORIDADE MARÍTIMA NACIONAL) unter Estado das Barras prüfen.
Póvoa de Varzim ist bis zu einer signifikanten Wellenhöhe von drei Metern befahrbar. Die Ampel ist grün. Würde also gehn. Morgen soll die Welle allerdings schon bis zu 2,60m werden. Nach Rücksprache mit Rainer, der das Gebiet wirklich gut kennt, entscheiden wir uns dann aber dagegen. Wir haben einfach keine Lust, dort dann vielleicht für eine ganze Weile im Hafen in der Falle zu sitzen, wenn die Welle dann doch noch ein wenig höher wird.
An dieser Stelle noch einmal vielen dank an Rainer! Wir fahren weiter bis Leixões, in der Nähe von Porto.
Gegen 19:00 kommen wir fast zeitgleich mit der Daphne an. Und während wir die Gentoo noch fertig vertäuen, kommt ein Frankfurter Jung in Eintrachtshirt mit seinem Feierabendbier auf unseren Steg und spricht uns an. Der Jörg von der SY SISSI. Es folgt ein lustiges kleines Steg-Gespräch.
Freitag, 27. September, immer noch Leixões
Während wir entspannt in der Sonne frühstücken, läuft die SISSI in Richtung Lissabon aus. Wenig später kommt der Hafenmeister und gibt uns nach ein wenig Überredungskunst noch eine Galgenfrist, da wir eigentlich etwas zu lang für unseren Liegeplatz sind. Passt doch!
Dann Schiff säubern und unterdessen macht sich der Skipper mit dem Bus auf den Weg um in Leixões ein paar Besorgungen zu machen. Der Rückweg mit dem Bus gestaltet sich für ihn dann sprachtechnisch allerdings schwieriger als zuvor gedacht, weil er nur bruchstückhaftes portugiesisch spricht. Und das ist schon geprahlt.
Quizfrage: Wie fragt man einen portugiesischen Busfahrer beim Einsteigen, ob dies der Bus zum Hafen ist?
Anmerkung: Nach Porto (der Stadt) geht es genau in entgegengesetzter Richtung.
Er schafft es jedenfalls irgendwie und kommt sogar ohne Umwege wieder auf der Gentoo an. Das kann er auch anders. ;-)
Abends gehen wir dann los, uns etwas den Ort angucken und fahren mit dem Bus zur Belohnung Burger essen. Sehr, sehr leckeren Burger bei Santo Burga. Schön ist es.
Später am Abend erreicht uns wieder eine E-Mail von einer anderen Segel-Crew, mit der wir seit Anfang August im Kontakt stehen: Lucille und Marco mit der kleinen Mathea von der SY WOLO. Wir schreiben uns ab und an und tauschen uns über das Familienleben an Bord oder auch Schiffstechnik aus. Die drei sind in diesem Jahr mit ihrer WOLO (einer Reinke S11) ebenfalls zu einer großen Reise gestartet und nun aus dem Mittelmeer kommend auf dem Weg zu den Kanaren. Und sie sind ebenfalls bei der diesjährigen ARC-Rally angemeldet, fahren allerdings bei der kleinen ARC-Schwester ARC+ mit, welche eine leicht andere Route mit Zwischenstopp auf den Kapverden nimmt und 14 Tage früher startet, als die originale ARC.
Der ARC-Veranstalter versucht in jedem Jahr, die Kinder an Bord der Flotte etwas zusammen zu bringen und fragt im Vorfeld jedes Boot mit Kindern an, wer mit auf eine Kontakt-Liste möchte, welche dann allen Familien-Booten zur Verfügung gestellt wird, damit man in Kontakt treten kann.
Beim Durchstöbern dieser Liste sind die WOLOs auf uns aufmerksam geworden, weil
wir ebenfalls mit kleiner Tochter unterwegs sind und Mathilda ähnlich alt ist.
Wir sind mittlerweile echt schon auf die drei gespannt, mit etwas Glück treffen
wir uns mal noch persönlich in Las Palmas bevor die ARC+ startet.
Samstag, 28. September, weiter nach Figuera da Foz
Gegen neun gehts los! Das nächste Ziel heisst Figuera da Foz. Anfangs ist es ziemlich diesig und wolkenverhangen.
Dann klart es auf und bei schönstem Wetter segeln wir dann völlig ruhig und entspannt weiter die Küste entlang.
Das ist eine gute Gelegenheit, um auch mal unseren Wassermacher aus dem
Winterschlaf zu holen und in Betrieb zu nehmen. Vom letzten Winter ist die
Anlage noch stillgelegt und die Membrane mit einem Konservierungsmittel befüllt.
So kann man diese etwa ein Jahr lang ohne Nutzung in einer frostgeschützen
Umgebung aufbewahren. Das war im letzten Winter unser Keller in Hamburg. Die
Konservierung haben wir aber auch nach unserem Start noch beibehalten, weil man
die Anlage nach Inbetriebnahme mindestens einmal alle zehn Tage nutzen oder
zumindest spülen muss, damit die Membrane nicht fault und Schaden nimmt. Jetzt
sind wir mittlerweile in einem Revier, wo das Wasser so sauber ist, dass man da
gut sein Trinkwasser draus gewinnen kann. Wir brauchen das zwar aktuell immer
noch nicht wirklich, weil wir oft genug in einer Marina sind. Aber das wird bald
vorbei sein und wir wollen natürlich vorher schon wissen, ob der Wassermacher
nach wie vor einwandfrei funktioniert. Nach einem etwa 30-minütigen Spülvorgang,
um das Konservierungsmittel vollständig los zu werden, stossen wir in diesem
Jahr das erste mal mit selbst gemachten Wasser an. Prost! Schmeckt.
Nach einem schönen Delphin-Spektakel hängen wir noch Wäsche zum trocken auf und können im Cockpit essen, ohne den Teller festhalten zu müssen, aber dafür kommen wir auch wieder mal erst im Dunkeln an.
Ist hier nicht so ganz dramatisch. Wir kennen die Einfahrt noch, weil wir vor ein paar Jahren hier schonmal mit unserem Freund Rainer eingelaufen sind. Und Marc ist mit ihm danach sogar auch schon mit der Gentoo, damals aber in umgekehrter Richtung auf dem Weg nach Kiel dort gewesen, einige Wochen nachdem wir die Gentoo in Griechenland gekauft hatten.
Kurz nach uns kommt auch die Daphne an, der wir noch beim Anlegen helfen. Auf dem Steg lernen wir dann bei einem Anlege-Rum auch Stephan kennen. Er kennt Uta und Micha schon länger und fährt für ein paar Tage auf der Daphne mit.
Montag 30.09.2019 Figuera da Foz
Nachdem wir den Tag mit Erkundung der Gegend und den erreichbaren Spielplätzen verbracht haben, wollen wir am Abend noch irgendwo ne Pizza essen gehn und suchen uns per Google-Suche ein Lokal aus. Dann stehen wir aber vor verschlossenen Türen und müssen uns etwas anderes suchen. Zum Glück! Denn so sind wir nur durch Zufall bei Lucia gelandet. Und das ist ein Volltreffer! Das ist so ziemlich das leckerste Auswärtsessen, was wir seit A Coruña hatten und die Messlatte liegt insgesamt schon ziemlich hoch. Absolute Empfehlung!
Unterwegs ist uns irgendwann aufgefallen, dass etwas mit unserem AIS nicht stimmt. AIS ist das Automatic Identification System, ein digitales nautisches System, bei dem Schiffe ständig Daten wie die aktuelle Position, Geschwindigkeit und Kurs per UKW-Funk aussenden. So können alle Schiffe mit einem AIS-Empfänger diese Daten verwenden, um andere Schiffe in der Nähe auf der elektronischen Seekarte darzustellen und auch Kollisionskurse etc. zu errechnen.
Auf unserem Kartenplotter tauchen andere Schiffe in letzter Zeit häufig erst auf, wenn sie längst in Sichtweite sind oder sie verschwinden plötzlich und tauchen dann wieder auf. Und manche Schiffe mit einem vielleicht etwas schwächeren Signal tauchen manchmal gar nicht erst auf. Normalerweise kann man recht zuverlässig sämtliche AIS-Signale im Umkreis von mindestens 20 Seemeilen empfangen. Meistens auch weiter weg. Wir haben sogar schon Ziele in über 100sm Entfernung gesehen. Das hängt natürlich maßgeblich von der Höhe des Senders und des Empfängers ab. (Sendeleitung und Dämpfung lassen wir hier mal außer acht ;-)).
AIS funkt bei uns über die UKW-Antenne im Masttop, welche wir auch für den Sprechfunk benutzen. Das sprechen funktioniert eigentlich ganz anständig. Aber da ist man eben meist auch in Sichtweite zum Gegenüber. Dann haben wir noch eine zweite UKW-Antenne am Heck der Gentoo auf dem Radarmast. Sozusagen als Notfall-Antenne, wenn wirklich mal Mast- und Schotbruch passiert, können wir noch SOS funken, wenn auch nicht mehr so weit. Dafür müssen wir unter Deck dann nur ein Kabel umstecken.
Zum Test habe ich mal die Notfall-Antenne in Betrieb genommen. Damit scheinen zumindest nahe gelegene AIS-Ziele eher aufzutauchen und stabiler zu sein. Also fahren wir erstmal so weiter. Irgendwas muss da also am Antennen-Kabel im Mast oder einer Steckverbindung nicht ok sein. Alle Verbindungen unter Deck habe ich auf Masseschlüsse und gute Verbindung geprüft, das sieht erstmal alles soweit gut aus.
Dienstag 01.10.2019 Figuera da Foz bis Nazaré
In Nazaré, dem weltberühmten Wig-Wave-Surf-Spot, machen wir einen kurzen Halt.
Müssen wir da auch auf einer Monsterwelle in die Marina surfen? Kann man da echt rein? Man kann!
Wieder begleiten uns Delphine und Mathilda ist begeistert. Der Atlantik ist auch heute wieder gutmütig und lässt uns ganz entspannt in die Marina fahren.
Es ist kurz vor 20 Uhr und wir erwischen den Hafenmeister noch so gerade, da er eigentlich gerade Feierabend machen wollte.
Da sein Englisch leider genauso schlecht wie unser Portugiesisch ist, ist die Verständigung etwas schwierig, aber irgendwie geht es dann doch und immerhin schaffen wir es, auch die Daphne schon mal mit “einzuchecken”.
Ein beschaulicher kleiner Ort in dem wir nach einem Spaziergang in den Ort noch einen Happen essen gehen.
Mittwoch, Nazaré bis Cascais
Am Morgen geht es dann auch schon wieder weiter, ab zum nächsten Zipfel an der Küste: Cascais.
Der Wind will heute leider nicht so wie wir, wir kommen kaum voran. Und weil wir
irgendwann auch ankommen wollen, schmeissen wir zwischendurch die Maschine an.
Irgendwann probieren wir es genervt vom Lärm doch nochmal mit dem Gennaker.
Geht doch jetzt ganz gut!
Heute macht uns der Smutje zum Mittagessen Bohnen, Speck und Spiegelei, was Mathi lieber den Fischen zugute kommen lässt.
Es ist schon nach Mitternacht, als wir in der Bucht ankommen und der Anker fällt. Kurz danach lotsen wir noch per Funk die Daphne auf ein noch freies Plätzen in unserer Nähe bevor wir alle geschafft in die Kojen fallen.
Ende, Teil 1
So, das war der erste Teil von Portugal. Im zweiten Teil kommen wir dann bis Lagos, unserer letzten Station auf dem europäischen Festland. Stay Tuned.
Und übrigens freuen wir uns auch über Kommentare und Kritik!